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AutorenbildUwe Techt

Ich will nicht in den Kindergarten! - Teil 2

Aktualisiert: 25. Dez. 2023

Wie die Theory of Constraints mit ihren Denkwerkzeugen und ihrer zugrundeliegenden Haltung zur Lösung der schwierigsten persönlichen Probleme beitragen kann.


Die Lösung, die mein Kind gefunden hatte, war wirklich clever (wenn auch nicht nach meinem Geschmack), um trotz der neuen Kinder eine individuelle Betreuung von seiner Pädagogin zu bekommen. (Teil 1 verpasst? hier entlang)

Doch am nächsten Tag sagte es wieder: "Ich will nicht in den Kindergarten!"

Warum? Diesmal gab es eindeutig einen Konflikt zwischen Mama und Kind, denn ich hatte heute zwar Home Office, aber morgen stand ein wichtiger Workshop an, den ich heute konzentriert vorbereiten wollte. Doch mein Kind wollte bei Mama bleiben.


Als Konfliktwolke dargestellt:

  1. Damit (A) alle in der Familie zufrieden sind, muss (B) das Kind bei Mama sein.

  2. Um (B) bei Mama sein zu können, darf es (D) nicht in den Kindergarten gehen.

Es hatte schon mehrfach verlangt (als Lösung vorgeschlagen), dass ich einfach mitkomme und auch dort bleibe, aber das ist natürlich nicht der Sinn eines Kindergartens. Und berücksichtigt meine Seite/mein Bedürfnis (C) nicht:

  1. Damit (A) alle in der Familie zufrieden sind, muss (C) Mama konzentriert arbeiten können.

  2. Damit Mama (C) konzentriert arbeiten kann, muss das Kind (D') in den Kindergarten gehen.

(c) Hannah Nowak: Die Konfliktwolke stellt möglichst neutral beide Seiten dar und verbindet sie mit einem gemeinsamen Ziel.

Konflikte neutral aufzeichnen hilft Konflikte zu lösen

Schnell brachte es die erste Lösung ins Spiel: "Ich kann ruhig auf deinem Schoß sitzen, während du arbeitest!" Ich erinnerte es daran, dass wir das schon mehrfach ausprobiert hatten und ich so nicht konzentriert arbeiten konnte.


Als nächste Idee kam: "Ich möchte stattdessen zu Oma!" (Die ist oft sogar eine bessere Gesellschaft als Mama.) Leider war Oma in einem anderen Kindergarten damit beschäftigt, die Kusine einzugewöhnen, also war das keine Option. Um keine Eifersucht zwischen den Kusinen zu schüren, sagte ich, dass Oma auch arbeite.


In meinen Seminaren empfehle ich auf jede Lösungsidee mit etwas wie: "Super, lass uns noch mehr Lösungsideen suchen!"zu reagieren. Aber der Reflex, ungeeignete Lösungen sofort abzulehnen, ist wirklich stark, auch in mir.

Vielleicht war der Impuls in dem Fall auch richtig und mein Kind hätte nicht weiter nach Lösungen gesucht, wenn ich so reagiert hätte, und auf dem Oma-Wunsch bestanden? Wer weiß.


Üblicherweise sollte man auch völlig lösungsoffen sein, in dem Fall hatte ich aber schon entschieden, dass "Nicht in den Kindergarten gehen" heute keine Option ist. In diesen Fällen ist es umso wichtiger, die Seite des Kindes verstehen zu versuchen und verstehen zu helfen.

Hinter jedem Pfeil stecken unausgesprochene Informationen, Annahmen, Gedanken. Mit "weil" kann man die gut erfragen: "Um (A) zufrieden zu sein, musst du (B) bei Mama bleiben, weil...?" (Das Vervollständigen von Sätzen wirkt oft Wunder, nicht nur bei Erwachsenen.)


"Kindergarten ist langweilig!"

"Aha, was meinst du mit 'langweilig'?"

"Die Spielsachen dort sind langweilig."

"Und was möchtest du stattdessen haben?" (Eine ungemein hilfreiche Frage, nicht nur im Coaching. Ich verdanke sie Dr. Reinhold Bartl.)

"Etwas zum Lernen!"


Oho, vielleicht ist das eigentliche Bedürfnis (B) gar nicht 'bei Mama sein' (immerhin ist bei Oma sein oft noch besser und letztes Jahr war auch der Kindergarten schön), sondern 'Neues lernen'? Ich frage also: "Wie könntest du (D') im Kindergarten (B2) Neues lernen?"

"Ich kann den Betreuerinnen sagen, dass ich was Schwierigeres zum Lernen haben will."

Ich bin begeistert: eine Lösung, die das Kind im Kindergarten selbst umsetzen kann, die Selbstständigkeit und Mut trainiert. :)

(c) Hannah Nowak: Konfliktwolke mit Erkenntnis und Lösung: So sahen meine Notizen aus diesem Fall aus.

An diesem Morgen lief es fröhlich mit Papa zum Kindergarten. (Es blieb mir nur zu hoffen: Mögen die Betreuerinnen positiv auf die Forderung reagieren!)

(c) Ksenia Chernaya via Pexels

Und wirklich: Am Nachmittag kam das Kind nach Hause und erzählte stolz, dass es gefragt hatte. Die Betreuerin hatte ihm erlaubt, sich etwas aus der Lade für die Vorschulkinder auszusuchen.


Dort hatte es ein Einhorn-Puzzle gefunden (es liebt Puzzles und Einhörner), das schwer genug war, dass es es nicht ganz alleine schaffte. Ein älterer Junge half ihm dann, es fertig zu machen.

Ein voller Erfolg! :)


...und am nächsten Tag kommt trotzdem wieder: "Ich will nicht in den Kindergarten!"


Fortsetzung folgt!

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